Warten ist wichtig

Hundetalk – Warten in der Hundeschule

Im 7. Hundekongress sind im Hundetalk viele Fragen offen geblieben. Deshalb werde ich diese zusammen mit anderen SpeakerInnen für euch beantworten. Die Antworten findest du einerseits im Podcast von Ariane Ullrich. Zum Anderen hier nochmal kurz schriftliche zusammengefasst. Ist deine Frage noch nicht dabei gewesen? Dann reich sie gern ein an ariane@mensch-hund-lernen.de

Den Podcast „MenschHund! Gedankenblitze auf der Hunderunde“ findest du z.B. bei Spotify 

Die heutige Frage:

„Ich mache einmal im Monat einen Hundespaziergang mit meinen 2 Hunden mit, bei dem auch verschiedene Aufgaben erledigt werden müssen. Wenn meine Hund nicht dran sind und warten müssen, beginnen sie mit steigender Intensität zu winseln oder zu bellen.

Warum machen sie das und was kann ich dagegen tun?“

Warum machen Sie das?

  1. Weil das Verhalten vermutlich unbewusst verstärkt worden ist. Das geschieht ganz unbewusst und automatisch, wenn man nur zuckt. Wenn man das Gesicht verzieht, weil es einem in der Gruppe peinlich ist. Oder natürlich, weil man dem Hund Aufmerksamkeit gibt, indem man ihn anzischt oder anmeckert.
  2. Weil das Verhalten bewusst verstärkt wurde. Wenn man dem Hund Leckerchen gibt, wenn er ruhig ist, während man eigentlich zuhören und aufpassen will, verstärkt man oft eine Verhaltenskette. Der Hund winselt, man wartet bis er ruhig ist und gibt das Leckerchen. Der Hund lernt, dass er winselt, damit du wieder auf ihn achtest, damit er dann ruhig sein und und du ihn belohnst. Hunde sind sehr clever.
  3. Weil sie in großer Erwartungshaltung sind. Sie wissen, dass gleich etwas Schönes geschieht. Du bist vielleicht auch etwas nervös und die Gesamtunruhe steigt an. Sie kompensieren es mit Vokalisieren, denn das entstresst etwas. Sie schaffen es ohne Bewältigungsstrategie wie Winseln oder Bellen nicht, sich ruhig zu verhalten. Oftmals merken Hunde es nicht mal selbst, dass sie winseln. Meist sollen sie sitzen oder liegen, was enorme Selbstregulation fordert und vor allem bei aktiven Hunden eine schwere Aufgabe ist.
  4. In den meisten Fällen ist es eine Mischung aus allem plus dem steigenden Frust von Mensch und Hund, der alles verschlimmert.

Was kannst du tun?

Verhaltensketten durchbrechen und Gewohnheit verändern sind hier die wichtigsten Zielstellungen. Das gilt für die des Hundes genauso wie für deine eigenen.

Akut in der jeweiligen Situation ist Management das Beste. Dein Ziel ist hier zu verhindern, dass ein unerwünschtes Verhalten sich festigt, aber deine Konzentration liegt in der Situation auf dem, was ihr gerade tut und nicht auf ruhigem Warten. Wenn ruhiges Warten nicht funktioniert, muss es einzeln trainiert werden. Deshalb muss in der akuten Situation vor allem unerwünschtes Verhalten vermieden werden

Diese Managementmöglichkeiten gibt es:

  1. Gib deinem Hund BEVOR er beginnt zu winseln etwas zum Kauen, was die Zeit überbrückt bis es losgeht. Entweder kaut er selbständig daran und kann so seine Erregung etwas abbauen oder du hältst es für ihn fest. Wichtig ist, dass es etwas ist, an dem wr wirklich solange kauen kann bis es weitergeht, also kein schnell schluckbares Leckerchen.
  2. Für andere Hunde reicht es, wenn ihr euch bewegt. Bewegung kann ihm helfen, seine Erregung etwas abzubauen. Wenn die anderen arbeiten und ihr geht auf und ab, hat er was zu tun und muss nicht winseln. Ab und zu kann man stehenbleiben und kurze Ruhesequenzen einbauen, aber immer nur solange, dass er nicht wieder von selbst beginnt.
  3. Wieder anderen Hunde kann es helfen, sie hochzunehmen (wenn es gewichtsmäßig passt) oder sich zu ihnen zu hocken und sie zu streicheln. Auch das kann helfen, den Stress im Zaum zu halten und gemeinsam zu warten.

So trainierst du Warten mit deinem Hund

Übe das Warten in aufregenden Situationen unabhängig von der Akutsituation. Es gibt mehrere Möglichkeiten, was und wie du üben kannst. Zwei stelle ich dir kurz vor:

  1. Bau ein Ritual auf, welches dein Hund mit der Wartesituation verknüpfen kann.

Eine bestimmte Position, das Stehen mit dem Fuß auf der Leine, eine bestimmte Decke/Handtuch oder andere Anzeichen helfen euch dabei. Trainiere dieses Ritual im Tagesverlauf.

Bau immer wieder kleine Wartesequenzen in den Tagesverlauf mit ein. Achte darauf, dass du sie immer dort und einbaust, wie dein Hund sie schaffen kann.

Du kannst z. B. nach der ersten halben Stunde Spaziergang eine Wartesequenz einbauen. Bau dein Ritual auf (Handtuch hinlegen oder Fuß auf die Leine o.ä.) und stell dich neben deinen Hund. Er hat eine festgelegte Leinenreichweite, in der er sich aufhalten kann.

Nimm dein Handy heraus oder schau einfach entspannt in der Weltgeschichte herum. Die Phase sollte so lange sein, dass dein Hund mitbekommt, dass er wartet und es auch schafft.

Dehne über Tage oder Wochen die Zeit aus, die ihr so wartet auf bis zu 10 Minuten.

Gehört dein Hund zu denen, die auch ohne Ablenkung nicht warten können und sofort zu jammern anfangen, ist Möglichkeit Nummer 2 vermutlich hilfreicher:

  1. Bau das Warten als Verhalten auf Signal auf:

Dein Hund lernt ein Verhalten, welches er immer länger und bei immer größerer Ablenkung ausführen soll. Wähle dafür ein Verhalten, in dem dein Hund in eine entspannte Körperhaltung kommt. Möglich ist beispielsweise Liegen auf der Seite oder Platz mit Kopfablage.

Trainiere das Verhalten wie jedes andere Verhalten auf Signal auch. Frag es unter steigender Ablenkung ab bis du es auch in der Hundegruppe und der Wartesituation nutzen kannst. Beim Aufbau der Dauer wird dein Hund, der in einer entspannten Haltung liegt, auch immer mehr entspannen.

Es gibt natürlich noch etliche andere Möglichkeiten, das Warten zu lernen. Grundsätzlich gilt gerade bei Hunden, die immer schnell alles sofort wollen, das sie im normalen Miteinander auch lernen sollten, dass Warten und ruhiges Liegen meist viel erfolgreicher ist. Bei der Zubereitung der Mahlzeiten, beim Anziehen der Menschen bevor es rausgeht, beim Abendessen der Menschen und wo immer sich Situationen ergeben, in denen der Hund nicht gefragt ist und Entspannung hilfreich ist.

Eine Ruhedecke mit einer kurzen Trainingsanleitung findest du übrigens bei mir im Shop: https://www.hundwerkszeug.de/die-blaue-decke.html

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